Der Questico-Astrologe Werner Popp über Astrologie, Buddhismus und sein früheres Leben als Polizist


Menschen zu helfen, spielte für Sie schon immer eine Rolle, wenn auch anders als heute bei Questico...

Dazu muss ich ein bisschen ausholen: Als ich ein Kind war, gab es in unserem Haus ein Kino, in dem ich mir umsonst die Filme anschauen konnte. Da liefen zu der Zeit viele Wildwest-Filme, in denen stets das tapfere Gute über das ungerechte Böse siegte. Also lautete meine Antwort auf die Frage, was ich später mal werden wolle: Kriminalist!


Sie haben eine erfolgreiche Polizei-Karriere eingeschlagen.

Ich habe lange Zeit als Kriminaloberrat im Höheren Dienst gearbeitet und war der erste Datenschutzbeauftragte in Schleswig-Holstein. Verantwortlich war ich für den Datenschutz bei der Kriminalpolizei, der Schutzpolizei und der Wasserpolizei. Da kann ich Ihnen eine kleine Anekdote erzählen, die Ihnen einen Einblick in meine damalige Arbeit gibt: Und zwar hatten wir ein Schmugglerschiff aufgespürt, das auf hoher See Drogen nach England beförderte. Ich forderte einen Hubschrauber und eine Fregatte an, und als der Augenblick günstig war, schlugen wir zu und stellten die Drogenhändler. Was wir nicht wussten war, dass der Zoll das Schiff ebenfalls unter Beobachtung hatte. Wie das in Bürokratien so ist, wollte man uns den Erfolg streitig machen – und beschuldigte mich sogar der Piraterie. Zum Glück habe ich mich dank meines Jura-Studiums gut informieren können, und so ging die Geschichte letzten Endes noch gut aus.


Neben dieser Arbeit haben Sie aber auch wissenschaftliche Forschung betrieben.

Ja, ich hatte ein Projekt, in dem es darum ging, Prognosen für die Wahrscheinlichkeit einer Straftat aufzustellen. Das Projekt fand so viel Anklang, dass ich in den Beraterstab des BKA-Präsidenten aufgenommen wurde. Auch diese Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Als ich wegen einer Verletzung an der Hand frühpensioniert wurde, habe ich das aber nicht bedauert, denn ich war schon viele Jahre aktiver Zen-Schüler und konnte mich dem Zen-Buddhismus dann erst so richtig widmen.


Sie nehmen Ihre Interessen ohnehin sehr ernst.

Ich lebe einfach möglichst bewusst. Die Zen-Meditationen spielen dabei eine wichtige Rolle. Aber Sie haben Recht, ich nehme die Astrologie, wie alles, was ich mache, sehr ernst. In einem englischen Fachbuch wurde ich als einer der zwölf existierenden „Wissenschaftsastrologen“ bezeichnet. Ich würde nicht so weit gehen und sogar sagen, dass einige meiner Kollegen „Hokuspokus“ betreiben, Beratung ist auf jedem Gebiet eine Qualitätsfrage. Ich selbst aber habe doch einen eher naturwissenschaftlichen und streng kritischen Zugang zur Astrologie. Das wird der Astrologie auch gerecht, denn sie ist unter den parapsychologischen Beratungsmethoden die neutralste, die sachlichste, ja objektivste.


Wie verträgt sich Ihre wissenschaftliche Einstellung mit dem Zen-Buddhismus?

Sehen Sie, das ist kein Widerspruch. Es gibt Studien, die lupenrein bestätigen, dass astrologische Prognosen zutreffen. Auch Zen-Meditation entfaltet unbestreitbar ihre Wirkung. Nicht umsonst nutzen selbst erfolgreiche Manager und andere Menschen, die man als eher abgeklärt bezeichnen würde, parapsychologische Techniken. Unser normales Tagesbewusstsein ist nicht der wachste Zustand, den man erreichen kann. Im Zen vergleicht man unsere Wahrnehmung von der Welt mit dem Blick auf den Mond, wenn er sich in einem See spiegelt. Was wir im Tagesbewusstsein erleben, ist nur eine verzerrte Realität. Der Unterschied zwischen dem erleuchteten Bewusstsein und unserem Normalzustand ist etwa so groß wie der zwischen dem Träumen und dem normalen Wachzustand.


Sie strahlen diese Klarheit auch aus, Sie wirken hellwach.

Das verdanke ich dem Zen. Und diese Klarheit ist es auch, die ich meinen Klienten weitergebe. Ich bin absolut präsent, und dadurch kann ich mich mit meinem ganzen Bewusstsein dem Ratsuchenden widmen.

Ein astrologisches Zwiegespräch


Werner Popp:

Herr Odendahl, es freut mich, Sie persönlich kennen zu lernen. Herr Lehrieder, mein von mir außerordentlich geschätzter und verehrter astrologischer Lehrmeister hat bei unseren Zusammentreffen und unseren Gesprächen über die Multis immer mit sichtbarer Freude und großem Stolz berichtet, dass sein Enkel, Christoph Odendahl in seine Fußstapfen trete und sich intensiv dem Studium der Multis widme. Sie haben also ein verantwortungsvolles Erbe angenommen. Wie gedenken Sie, mit dem Vermächtnis Ihres Großvaters umzugehen?


Christoph Odendahl:

Ich habe bereits seit langem die Forschungsarbeit meines Großvaters aktiv mit begleitet, mit ihm und auch ohne ihn Vorträge und Seminare über die Multiplen Direktionsmethoden abgehalten. So beispielsweise zuletzt in Stuttgart anlässlich der Tagung der „Kosmobiologischen Akademie Aalen“. Hierzu und bzgl. weiterer Forschungen sind ausgearbeitete Manuskripte erhältlich. Des Weiteren ist noch in Zusammenarbeit mit Herrn Lehrieder eine neue Homepage entstanden, welche alle fachspezifischen Informationen und aktuelle Fallbeispiele ausweist und für jeden Interessenten zugänglich macht. In Ihrem Beitrag über Lehrieders Multis im Vergleich mit / in Beziehung zu den Harmonics und zur Entwicklungspsychologie gehen Sie m. E. zu weit, verwässern die Bedeutung der Multis und erschweren deren Bewertung und Verständnis. Sie verkomplizieren dadurch die Sache und könnten Interessenten verwirren.


Werner Popp:

Für mich war es außerordentlich erhellend, die Rolle der Harmonics als statische Zwischenpunkte der Multi 2 zu erkennen und mir den Zusammenhang in der Rechenmethode anschaulich und nachvollziehbar zu machen. Es ist wie ein Film und die (ganzzahligen) Harmonics bilden die Sprossen einer Leiter der kontinuierlichen Multi 2. Harmonics sind nun einmal unbestreitbar rechnerisch eindeutig die Multi-2-Horoskope zum jeweiligen Geburtstag. Sie entstehen aus der Multiplikation mit bzw. Teilung (Division) im Kreis durch die Ganzzahlen. Die Multi 2 zeigen dabei den kontinuierlichen (additiven) Weg, wie das Radix sich zum jeweiligen Harmonic hin dynamisch „bewegt und ent-wickelt“.


Christoph Odendahl:

Aber das lenkt womöglich von der Klarheit des Aspektgefüges hinsichtlich konkreter Ereigniszeitpunkte ab, verschiebt quasi deren Schwerpunkt und mindert deren präzise Aussagekraft!


Werner Popp:

Das war keineswegs meine Absicht. Vielmehr erkannte ich dabei die Bedeutung der „Geburtstags-Multis“ als Ganzzahl-Harmonics und als relevant für die kindliche Entwicklungspsychologie. So fand ich den heuristischen Ansatz für eine neue Betrachtungsweise der Entwicklungspsychologie, die vielleicht sogar über die Kindheit hinaus weitergeführt werden kann. Die „Meilensteine“ der Multi 2 könnten dadurch zu ihrer Bedeutung als laufende Prognose-Faktoren am jeweiligen Geburtstag (analog zum Prinzip der Solare) zusätzlich Gewicht als Thematik für das zurückliegende oder anstehende, kommende, bevorstehende Lebensjahr gewinnen – zumindest in der Kindheit, vielleicht auch für die weiteren, späteren Jahre. Starkes und (mich) überzeugendes Indiz dafür ist die hochinteressante Plausibilität der ersten sieben bzw. 10 Jahre mit Sonne…bis Saturn, Uranus, eventuell sogar bis Neptun, Pluto im Rahmen der entwicklungspsychologischen Theorien der Psychologen. Man muss nur bereit sein, von senkrechter zu waagrechter Betrachtungsweise bzw. umgekehrt zu wechseln, wie das ja oft von der Astrologie gefordert wird. (Vgl. Buch: „Das senkrechte Weltbild“).


Christoph Odendahl:

Mir scheint, Sie könnten durch diese Auslegungen die eigentliche Bedeutung und die Möglichkeiten der Multis von Lehrieder womöglich schmälern, wenn sie dessen Findung und Entwicklung auf diese gegenüber der Präzision der Multis doch sehr ungenaue Betrachtungsweise von zeitlich weitläufigen Lebensphasen reduzieren.


Werner Popp:

Man sollte meine Intention anders verstehen: Mein Ansatz stellt die Multis in den Rahmen gewohnter und bekannter astrologischer Methoden, bietet neue Erklärungsansätze für die Gültigkeit zumindest der Multi 2. Die Prinzipien der Harmonics, Analogie zu Solaren sowie zyklische Betrachtungsweisen und Zusammenhänge machen die Multis akzeptabler für astrologische Skeptiker und begründen einen neuen theoretischen / methodischen Hintergrund zu deren deduktiven, theoretischen Erklärung und Plausibilität.


Christoph Odendahl:

In Ihren Äußerungen glaube ich zu erkennen, dass Sie die Erstmaligkeit der Multiplen Direktionen und somit Lehrieders wissenschaftliche Leistung nur eingeschränkt akzeptieren.


Werner Popp:

Keineswegs. Ich bewundere vielmehr die Grundlagenarbeit meines astrologischen Lehrers und stelle ihn in eine Reihe mit bahnbrechenden neuzeitlichen, kontemporären Astrologen wie Robert Hand (Combin und Composit, dezimalzahlige Harmonics), Heinz Specht (GOH-Häuser, fälschlich als Dr.-Koch-Häuser bezeichnet), Kührs und Kündigs sowie Martin Freemans Direktionsmethoden usw. Rupert Sheldrake wies im übrigen nach, dass neue Verhaltensweisen und geniale neue Forschungsansätze oft „in der Luft liegen“, über die Funktion seiner „morphogenetischen Felder“. Wichtige naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Umbrüche werden oft gleichzeitig und völlig unabhängig voneinander von entfernten, sich fremden „Entdeckern“ gefunden. Hier haben Robert Hand mit dezimalzahligen Harmonics (= Multi 2) und Martin Freeman mit seinem Ansatz der dezimalzahligen Harmonics (= Multi 2) als Prognosemethode (mit dem kleinen, korrigierbaren Schönheitsfehler des +1) parallel und ohne Wissen voneinander Teilergebnisse von Lehrieders viel umfassenderem und konsequentem Ansatz bereit gestellt, wir müssen sie nur erkennen und zusammenführen. Sie haben damit unserem Verständnis Vorschub geleistet, uns den gedanklichen Nachvolllzug ermöglicht /erleichtert und Erklärungsansätze vorbereitet, ohne es zu wissen und zu beabsichtigen. Meine Bereitschaft, mich mit den Multis zu befassen und auseinander zu setzen, ist dadurch jedenfalls wesentlich gefördert worden. Wohin geht die Tendenz bezüglich der Multis Ihrer Meinung nach? Welche Absichten verfolgen Sie in Zukunft und welche Teilbereiche stellen Sie in den Vordergrund? Wo wollen Sie Schwerpunkte setzen? Ich sehe die Gefahr einer dogmatischen Verhärtung und Erstarrung, wenn man unnachgiebig und einengend an den bisherigen Erkenntnissen und Standpunkten von Stephan Lehrieder festhält. Oder gibt es eine Weiterentwicklung?


Christoph Odendahl:

Ausgangspunkt sind primär die Findungen und Begründungen meines Großvaters, die sich ursprünglich auf intensive Forschungen nach Zusammenhängen der Lotto-Zahlen gründeten, um objektive, zweifelsfreie und letztlich wissenschaftlich haltbare Beweise für die Richtigkeit und Funktionalität der Astrologie erbringen zu können. Mein Großvater hat seine Forschung keineswegs als abgeschlossen angesehen. Vielmehr hat er immer vehement dafür plädiert, sie flexibel zu handhaben und weitere Anwendungsmöglichkeiten der Multis zu verfolgen und auszubauen sowie verifizierbare Begründungen zu ihrer Erhärtung zu sammeln. Wir stehen vermutlich noch immer erst am Anfang der umfangreichen Forschung und können laufend neue Erkenntnisse anhand unserer Untersuchungen sammeln. Es ist auch durchaus denkbar, die 5 bisherigen Varianten der Multiplen Direktionen um weitere Möglichkeiten zu ergänzen, denn jede logisch begründbare Modifizierung bzgl. der Multiplikationsfaktoren verdient meines Erachtens eine kritische Überprüfung.


Werner Popp:

Ich bin in meinen Beiträgen zu den Multis (in diesem MERIDIAN und im ersten Artikel 1993) bemüht, eine quasi philosophische, geisteswissenschaftliche oder gar naturwissenschaftlich-theoretische Begründung durch den Konnex mit astrologischen Axiomen, Prämissen und Methoden herzustellen. (Dies ist nicht immer mit ganz einfachen Worten darzustellen und zu formulieren.) Wie stehen Sie als Praktiker zu derartigen Versuchen und Absichten? Sehen Sie dies als hilfreich für Ihre praktische Arbeit und für die Überzeugungsarbeit hinsichtlich potenzieller Interessenten und Anwender oder als kontraproduktiv an, da eventuelle für manches Gemüt verwirrend und komplizierend? Ihr Großvater war da diesbezüglich – glaube ich – etwas ambivalent.


Christoph Odendahl:

Ich halte es - wie auch schon mein Großvater - für wichtig, ja unerlässlich, neben der unverzichtbaren praktischen Beobachtung, auch naturwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Ansatzpunkte und Begründungen für die Multis und die Astrologie im Allgemeinen, zu formulieren. Denn ohne die Bemühungen hinsichtlich einer logisch-rationalen Durchdringung der astrologischen Funktionsweisen, wird die angestrebte Einstufung als anerkannte Wissenschaft weiterhin verwehrt bleiben. Hier bietet gerade die wertexakte Methode der Multiplen Direktionen eine neue, aussichtsreiche Möglichkeit, den bestehenden Anfechtungen aussagekräftige und mathematisch verifizierbare Argumente entgegen zu stellen. Die von Ihnen vertretene Herangehensweise einer vielschichtigen, syntheseorientierten und interdisziplinären Betrachtung entspricht demnach durchaus meinen eigenen Vorstellungen, auch ich halte dies für unumgänglich hinsichtlich weiterführender Erkenntnisse.